Ich will dich by Irene Cao

Ich will dich by Irene Cao

Autor:Irene Cao
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Erotik
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-09-14T22:00:00+00:00


• 8 •

Stromboli besteht aus Natur und Primärfarben. Hätte ich meine Malsachen dabei, würde ich mit Begeisterung versuchen, all diese Farben zu Papier zu bringen: das tiefe Schwarz der Erde, das leuchtend helle Blau des Meeres, das grelle, reine Weiß der Häuser. Und so hat diese Insel bereits das erste Wunder vollbracht: Sie hat in mir den Wunsch zu malen zu neuem Leben erweckt – da ist es plötzlich wieder, dieses unwiderstehliche Verlangen, mit den Augen und den Händen zu spielen, mir die Klamotten und die Haut mit Temperafarben zu beschmieren und endlich wieder den Geruch frischer Farbe zu riechen. Das alles hatte ich für immer verloren geglaubt, doch jetzt ist es – sogar noch stärker als zuvor – wieder da.

Mittlerweile sind wir seit einer Woche hier. Tag um Tag lerne ich die Insel besser kennen: das Rumoren in der Erde, den Duft der Blumen, diese absolute Stille, das Fehlen von elektrischer Beleuchtung auf der Straße … Es ist eine einzigartige Erfahrung, abends im Dunkeln spazieren zu gehen, mit dem Mondenschein und dem Schimmern der Glut im Vulkan als einzigen Lichtquellen. Stromboli ist eine andere Welt, eine Welt, die mich anzieht und immer wieder überrascht, genau wie Leonardo.

Ich warte auf ihn, auf der Terrasse.

Die Sonne steht hoch am Himmel und zaubert ein Funkeln und Glitzern aufs Meer wie von tausend Fischschuppen. Es ist sehr heiß, doch die Temperatur ist angenehm, es herrscht nicht die Gluthitze, unter der man hier im August leidet. Eine leichte Brise kitzelt mir die Haut.

Heute Morgen ist Leonardo schon bei Morgengrauen losgegangen. »Ich besuche die Fischer am Hafen«, hat er mir ins Ohr geflüstert. Im Halbschlaf habe ich alles nur verschwommen wahrgenommen – ob er mich geküsst hat oder nicht, kann ich nicht mehr sagen; doch selbst wenn, dann wäre es allenfalls ein brüderlicher Kuss gewesen. Denn jetzt ist es offiziell: Leonardo geht mir aus dem Weg, und das nach unserer ersten und einzigen Liebesnacht. Am Morgen danach habe ich ihm verlegen gestanden, dass meine Schwierigkeit, einen Orgasmus zu bekommen, keineswegs eine einmalige Angelegenheit ist, sondern ein Problem, das ich schon länger mit mir herumschleppe. Genauer gesagt seit wir uns getrennt haben. Zunächst schien ihn diese Sache nicht allzu sehr zu beunruhigen – er küsste mich auf die Stirn und versuchte mich zu beruhigen.

»Das renkt sich schon wieder ein, mach dir keine Gedanken«, sagte er. Und wechselte das Thema.

So weit, so gut – sollte man meinen.

Nur dass wir seither nicht nur keinen Sex mehr gehabt haben, sondern dass ich den Eindruck nicht mehr loswerde, ihm gleichgültig geworden zu sein. Er berührt mich bestenfalls so, wie es ein Bruder tun würde, und scheint vollkommen immun gegen all meine Verführungsversuche zu sein.

Kann es wirklich sein, dass ich ihm auf einmal nicht mehr gefalle? Dass aufgrund meiner Unfähigkeit, zum Höhepunkt zu gelangen, auch ihm die Lust vergangen ist?

Ich hatte noch nicht den Mut, Leonardo danach zu fragen, denn vorher will ich ihn ein wenig beobachten, um zu begreifen, ob er mich wirklich nicht mehr anziehend findet oder ob es



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.